Offener Brief an Claudia Plakolm

Sehr geehrte Frau Staatssekretärin Plakolm,

Wir als „Grandparents for Future“ wenden uns voller Sorge an Sie, weil wir den Eindruck haben, dass Sie die Anliegen der Jugend und ihrer Zukunft nicht verantwortungsvoll vertreten. Wir fühlen uns jedoch den künftigen Generationen als Zukunft der Menschheit verpflichtet.

Sie gehören einer konservativen Partei an. Konservatismus scheut Veränderung und will eine als gut empfundene Vergangenheit in die Zukunft retten. Das ist leicht verständlich, denn tatsächlich ist Veränderung immer mit Loslassen und Verlust zu verbunden. Beides schmerzt. Aber wir können die Veränderungen durch den Klimawandel nicht aufhalten. Sie sind zwingend und unausweichlich, aber durch unser Handeln modifizierbar. Diese Chance sollten wir nutzen, um das Schlimmste zu vermeiden. Wir fordern dringlichst zum Handeln auf, um die Zukunft möglichst gut zu gestalten. 

Das hat auch nichts mit Angstmache zu tun, sondern mit Realismus. Sie sagten in Ihrem Gespräch mit Luisa Neubauer, es sei Aufgabe der Politik, nicht in Angstmache zu verfallen, sondern mit Augenmaß zu handeln. Allerdings droht mit dem Klimawandel tatsächlich eine existenzielle Katastrophe, die nur durch eine gemeinsame und weltweite Kraftanstrengung zu vermeiden ist. In diesem Zusammenhang ist Ihr ständiger Hinweis darauf, dass Österreich „nur“ 0,2% des weltweiten CO2-Ausstoßes verursacht und dass deswegen gar nicht so wichtig sei, was hier getan wird, in ärgerlicher Weise irreführend. Denken Sie daran, dass Österreich nur 0,114 Prozent der Weltbevölkerung stellt, also überproportional viel CO2 ausstößt. Außerdem verspielt Österreich jegliche moralische Berechtigung, von anderen Staaten Anstrengungen zu erwarten, wenn man selber noch nicht mal die eingegangenen Verpflichtungen erfüllt.

Sie unterstellen den Klimaaktivist:innen, dass sie vor allem Verzicht fordern und einer Verschlechterung des Lebensstandards das Wort reden. Dieses Argument ist ebenfalls irreführend. Wir wollen den unausweichlichen Wandel so gestalten, dass möglichst viel Lebensqualität erhalten bleibt und neue entsteht. Mit jedem Wandel stirbt Altes und entsteht Neues. Damit dazu möglichst viel Gutes gehört, ist es notwendig, dass finanzielle Ausgaben nicht für bereits entstandene Schäden getätigt, sondern zu deren Prävention eingesetzt werden. Wie das geschehen kann, ist hinlänglich bekannt. Auch diese Überlegung verstärkt den Handlungsdruck.

Sie erwähnen immer wieder, dass die Klimakrise durch den Einsatz neu zu entwickelnder Technologien gelöst werden könne. Die Fachleute sind sich jedoch darin einig, dass deren Entwicklung mehr Zeit braucht, als uns bleibt, wenn wir die Erderwärmung einigermaßen eingrenzen wollen. Mit Ihrer Argumentation verschieben Sie die Problemlösung auf eine ungewisse Zukunft anstatt die politischen Maßnahmen zu implementieren, die z. B. der Club of Rome in seinem jüngsten Bericht klar umrissen hat und die sofort umzusetzen wären. 

Vielleicht wissen Sie das alles ja hinlänglich nach den zahlreichen Diskussionen, an denen Sie schon teilgenommen haben. Dann wäre Ihre Haltung in zynischer Weise nur an den Interessen der ÖVP orientiert und nicht am Wohl des österreichischen Volkes. Es entsteht der fatale Eindruck, dass die Klimakrise Ihnen ziemlich egal ist und Ihre Beteuerungen, dass deren Bekämpfung wichtig sei, nur Lippenbekenntnisse sind. Im Wirklichkeit betreiben Sie wohl im Interesse der ÖVP und Ihrer eigenen Karriere nur eine kurzsichtige Klientelpolitik. Das ist wahrlich kein positives Vorbild für die Jugend, die Sie vertreten sollten.

Vielleicht aber haben Sie die Dringlichkeit des Klimanotstandes tatsächlich noch nicht richtig verstanden. Dann empfehlen wir Ihnen die Lektüre des Buches „Ändert sich nichts, ändert sich alles“ von Ihrer Jahrgangskollegin Katharina Rogenhofer. Darin werden wissenschaftliche Fakten gut verständlich dargelegt und klargemacht, warum es keinen Stillstand geben wird, sondern der Klimawandel weitergeht und dass es an dem Handeln der Politik liegt, wie schwerwiegend und katastrophal dessen Folgen noch sein werden. 

Im Namen der "Grandparents for Future"

Mag. phil. Dr. scient. pth. Godela von Kirchbach

P.S. Auf vorgefertigte Antworten und erst recht in dem Tenor, dass ohnehin alles Mögliche unternommen werde und bestens laufe, können wir gern verzichten.